Läuft! Der Walkman

Yesterday – Kommunikation von gestern (Folge 8)

Foto: Anselmo Pedraz/pixabay

Früher war es doch so: Man saß in der WG, schrieb eine verliebte Postkarte an Lin, die man beim FC kennen gelernt hatte, beendete die Zeilen stets mit einem P.S., schob sich noch ein paar M&M’s zwischen die Backen und machte sich auf den Weg zur Post.

Dazu stieg man in seinen gebrauchten VW, legte eine MC mit den Hits von Whitney Houston ein, um die Fahrt mit feinstem R&B zu untermalen, träumte währenddessen von der DJ-Karriere in L.A., tankte auf der Rückfahrt bei BP und nahm beim Bezahlen noch schnell eine 7up und eine Bifi mit. Zuhause hörte man den AB ab, um dann mit dem Walkman in der Hand und Kopfhörern auf den Ohren bei 115 bpm auf dem Bett herumzuspringen.

Der „Walkman“ war der MP3-Player einer ganzen Generation. Der Begriff wurde 1979 von der Firma Sony als Marke eingeführt und etablierte sich zum Synonym für tragbare Kassettenabspielgeräte.

Highlights der Nutzung waren damals nicht die Hörspielkassetten von den „Drei Fragezeichen“ oder das Volksmusik-Album „Servus Freunde“ von der Laimer-Alm am Wolfgangsee, sondern das Mixtape. Hier nahmen wir vor allem Songs aus dem Radio auf, da Lieder noch nicht als Stream im Internet zur Verfügung standen und wir uns nicht jeden Hit als Maxi-CD zulegen konnten. Das Taschengeld war begrenzt und wir wollten ja schließlich auch mal ins Kino, „Free Willy“ gucken oder am Kiosk 'ne gemischte Tüte mit Apfelringen kaufen.

Also saßen wir vor der heimischen Stereoanlage, um bei den Charts der Woche unsere persönliche Auswahl aufzunehmen. So sammelten wir Schätze, die wir dank des Walkmans mit uns tragen konnten: „Mambo No. 5” von Lou Bega, „Ocean Drive“ von der Lighthouse Family, Vanessa Carlton mit „A Thousand Miles” oder anspruchsvolle Werke wie „Around the World (La La La La La)“ von ATC.

Foto: Martin Gehr

Das vorgestellte Modell ist der „Mini Cassette Recorder RQ-L349“ von Panasonic, hergestellt im Jahr 1996. Er hatte den Vorteil, dass man Kassetten dank des integrierten Mikrofons auch aufnehmen konnte. Daher war er als Diktiergerät nutzbar und wartete zudem mit klassischen Funktionen wie Bandzählwerk und Geschwindigkeitsregler auf.

Zu den beliebtesten Kassettentypen zählten die „BASF Chrome Super II“ und die „TDK SA 90“. Erstaunlicherweise kann ich mich an einen Bandsalat nicht erinnern, weswegen ich keinen Bleistift brauchte, um das Chaos zu beseitigen.

Aber vielleicht habe ich das auch verdrängt.