Wer Ohren hat, der höre

Yesterday – Kommunikation von gestern (Folge 1)

Foto: Martin Gehr

Zu einer Zeit, als man das Telefon noch „Fernsprech-Apparat“ nannte, war Telefonieren ein komplexer Vorgang. Ein Tap aufs Display reichte dafür nicht aus – zumal es gar kein Display gab.

Dieses Telefon ist Teil der historischen Försterstube im Waldmuseum Heiligenhaus und befindet sich in angenehmer Nachbarschaft mit einer Schreibmaschine und einem Feldstecher. Es handelt sich um das Modell „Maingau“ des Herstellers „T&N“ aus dem Jahr 1951. „T&N“ stand für den kreativen Firmennamen „Telefonbau & Normalzeit“ und hatte seinen Sitz in Frankfurt am Main.

Stellen wir uns vor, der Förster wollte über Lieferando ein Jägerschnitzel bestellen, musste aber feststellen, dass Lieferando zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfunden war. Also rief er seine Frau Erika an, damit sie ihm die Mahlzeit in die Stube brachte, weil er seinen Arbeitsplatz wegen dringender Geschäfte (der Beobachtung von Eichhörnchen) nicht verlassen konnte.

Er nahm den Hörer ab, der auf der Telefongabel klemmte und über ein Kabel mit dem Gerät verbunden war. Im nächsten Schritt wartete er das „Amtsfreizeichen“ ab und wählte über die Wählscheibe die Nummer.

Sie war quasi das Display, nur in rund. Damit musste er jede Ziffer durch die „Fingerlochscheibe“ eindrehen und ein Rattern im Hörer abwarten. Bei Ziffer „1“ ging das schnell, bei der „9“ dauerte es länger. Dadurch wurde ein so genanntes Impulswahlverfahren in Gang gesetzt – bis sich auf der anderen Seite der Leitung seine Gattin meldete. Oder auch nicht.

Die Wählscheibe hatte allerdings auch einen Vorteil: Man konnte während des Wählvorgangs in Ruhe überlegen, ob man ein Telefonat durchzog oder lieber vorher auflegte. Heutzutage hat man mit dem Smartphone aus der Kontaktliste die Nummer gedrückt, geht’s auch schon los. Es sei denn, man schickt sich Voicemails. Aber das ist wieder ein anderes Thema.