The Eagle has landed

Yesterday  – Kommunikaton von gestern (Folge 2)

Foto: Martin Gehr

„Herr Ziegler ist gerade nicht im Haus.“ Jakob Ziegler stand zwei Meter neben ihr und fuchtelte wild mit den Armen. „Nein, er kommt auch heute nicht mehr rein. Kann ich ihm etwas ausrichten?“

Anna Schubert war geübt darin, ihren Chef vor unliebsamen Telefonaten zu bewahren. Und auf Herrn Bertenkamp von der Wirtschaftsrunde hatte er heute wirklich keine Lust mehr. „Danke, Fräulein Schubert“, sagte Herr Ziegler und widmete sich wieder einem Aktenordner, den er in der Hand hielt. „Wenn Sie so freundlich wären, mir noch eine Kaffee zu bringen?“

Mit einem Lächeln verschwand seine Sekretärin in der Büroküche und setzte frischen Kaffee auf. Dann kehrte sie an den Schreibtisch zurück und schaltete das Diktiergerät ein. Herr Ziegler war gestern von der Industriemesse zurückgekehrt und Frau Schubert bemüht, seine genuschelten Ausführungen abzutippen.

Sie schob ein Blatt Papier in die Walze und rückte die Schreibmaschine zurecht. Dann begann ein munteres Klackern der Tasten und Typenhebel, die in beeindruckendem Tempo auf das Papier donnerten, während Bürohund Maxwell, ein ausgewachsener Bernhardiner, neugierig über die Schreibtischplatte lugte.

Frau Schubert mochte ihr Arbeitsgerät, ihre große Liebe galt insgeheim jedoch ihrer Reiseschreibmaschine, die sie sich zu Beginn der Ausbildung zugelegt hatte. Mit einem Gewicht von vier Kilogramm war sie deutlich leichter als das 15 Kilo schwere Metallmonstrum im Büro.

Foto: Martin Gehr

Die Reisevariante, mit der sie zuweilen ihren Chef begleitete oder in ihrer Wohnung in stillen Momenten Gedichte schrieb, war eine „Adler Tippa“ aus dem Jahr 1967 – fast genau hundert Jahre nach der Erfindung der Schreibmaschine durch Peter Mitterhofer, einen Tischler aus Südtirol.

Die „Adler Tippa“ war ein Klassiker aus Nürnberg und wurde auch von Journalisten gern genutzt. Sie ließ sich mit einem Deckel verschließen, an dem sich ein Tragegriff befand, so dass sie leicht transportiert werden konnte und allzeit bereit war.

Vorausgesetzt, man hatte ein frisches Farbband dabei, das den Text in Schwarz und Rot aufs Papier bringen konnte. Und ein Vorrat an Durchschlagpapier war auch nicht verkehrt, Es bestand aus einer Kohleschicht und wurde hinter das eigentliche Blatt geklemmt. So konnte man in einem Arbeitsschritt eine Kopie anfertigen, indem die Buchstaben durch die Typenhebel bis auf die nächste Seite durchgedrückt wurden.

Das klingt kompliziert? Na, dann erinnern sie sich mal an Ihr letztes Druckerproblem, als Sie „nur mal eben“ eine Seite ausdrucken wollten …