Sofort. Bild. Kamera.

Yesterday – Kommunikation von gestern (Folge 5)

Quadratisch, praktisch, sofort: Die Polaroidkamera zauberte Momentaufnahmen. Fotorechte: Martin Gehr

Eigentlich wäre die Sofortbildkamera die perfekte Begleitung für die heutige Gesellschaft. Wir wollen Highspeed ins Internet, damit wir zeitnah unsere Aufgaben finishen können, um den nächsten Teil von „Fast & Furios“ zu gucken. Alles muss sofort verfügbar sein. Warten sollen andere.

Doch erfunden wurde sie bereits 1947. Allerdings hat sie einen entscheidenden Nachteil: Ihr Output ist limitiert. Und das ist ein Attribut, das in Zeiten von Flatrate und scheinbar grenzenloser Möglichkeiten undenkbar scheint. :-)

Die vorgestellte „Polaroid Land Camera 1000S“ kam 1977 auf den Markt. Der Name hat nichts mit ländlicher Idylle zu tun, sondern bezieht sich auf den Gründer des Unternehmens, den US-Amerikaner Edwin Herbert Land.

Die Kamera hatte eine revolutionäre Technik: Eine Filmkassette enthielt einzelne Bildblätter sowie eine Batterie. Das Papier war mit einer Entwicklungsflüssigkeit getränkt und wurde beim Auswerfen über zwei Walzen mit einer Paste versehen. Dadurch entstand eine chemische Reaktion, die das Foto buchstäblich ans Tageslicht brachte.

Aus heutiger Sicht wirkt der Vorgang wie Zauberei. Die Entwicklung dauert etwa eine Minute und ging – entgegen der Erwartung vieler Nutzer – durch Schütteln auch nicht schneller.

Da die Bildblätter innerhalb der Kamera Platz brauchten, waren pro Film nur zehn Belichtungen möglich. Inflationäre Schnappschüsse zu machen, in der Hoffnung, dass ein guter Treffer dabei war, wäre also keine gute Idee gewesen.

Die Polaroid Land Camera 1000S. Foto: Martin Gehr

Mit dem Rädchen an der Vorderseite ließ sich die Belichtung anpassen, der rote Knopf war der Auslöser. Zudem gab es auf der Oberseite einen Schlitz, mit dem man ein Blitzmodul anschließen konnte. Ein Trageriemen schützte die Kamera schließlich vor der Erdanziehungskraft.

Aufgrund der Digitalisierung ging Polaroid mit der Zeit in die Binsen. 2008 rettete ein Unternehmen aus den Niederlanden die Filmfabrik – zumal es eine große Fangemeinde gab, die das Polaroidsystem nicht nur als Technik, sondern als Kunstform begriff.

Mittlerweile gibt es neue Modelle, die sich über eine App mit dem Smartphone verbinden lassen; so sind Funktionen wie Selbstauslöser und Bildbearbeitung möglich. Und dafür braucht man dann doch noch ein wenig Zeit ...