„Jeg har kvalme!“

Yesterday – Kommunikation von gestern (Folge 3)

Foto: Martin Gehr. Buch: Langenscheidts Sprachführer. Dänisch. Berlin/München, 1991.

Dänemark ist ein kleines Land bei Sylt. Dort lässt sich richtig toll Urlaub machen. Das liegt auch daran, dass man sich als Deutscher leicht verständigen kann: „Guten Tag“ heißt „God dag“, „Was möchten Sie trinken?“ lautet „Hvad vil De have at drikke?“, „Schnitzel“ heißt „schnitzel“, und wenn Ihnen schlecht ist, sagen Sie „Jeg har kvalme“.

Etwas komplizierter sind die Entsprechungen für „Verdauungsstörung“ (fordøjelsesforstyrrelser, siehe „Jeg har kvalme“) und „Rasieren Sie bitte nicht gegen den Strich“ (Vær venlig likke at barbere mod hårene.) Aber wann braucht man das mal?

Ich erinnere mich gern an die 90er Jahre, in denen ich meine Sommerferien in Dänemark verbracht habe. Um sich zu verständigen, verwendete man damals noch keine Apps wie den Translator von Google, Microsoft oder Apple, die Übersetzungen in Echtzeit liefern oder ganze Unterhaltungen in beliebige Sprachen umwandeln – sondern ein Wörterbuch von Langenscheidt.

Langenscheidt ist eine Legende, die neben einem Reiseführer mit den „3000 besten Insider-Tipps“ und einer 6 x 8 Meter großen Straßenkarte bei keinem Urlaub fehlen durfte. Das Wörterbuch war so gelb wie ein Reclamheft und nach Themen geordnet, etwa „Unterkunft“, „Speisekarte“ oder „Gesundheit“.

Schätzungen zufolge gibt es etwa 6500 Sprachen in der Welt. Wer mit einem „Interrail“-Ticket durch Europa fuhr oder sich gar auf Weltreise befand, hatte daher einen Nachteil, da sich jedes Wörterbuch auf eine Landessprache konzentrierte statt Übersetzungen in 146 Variationen anzubieten, darunter Kisuaheli und nepalesischen Hochlanddialekt. Wobei die Chance, im Legoland in Billund auf einen Sherpa zu treffen, der nach dem Weg zur Toilette fragt, eher gering gewesen wäre. Außerdem hätte ich das bei dem Getümmel an Besuchern eh nicht sagen können.

Das Nachschlagewerk war so bekannt, dass es auch humorvolle Abwandlungen generierte: So trug das erste Buch des Comedians Mario Barth den Titel „Deutsch – Frau / Frau – Deutsch“, während Susanne Fröhlich das Pendant zur Ausdrucksweise der Männer lieferte. Bei diesen Fremdsprachen hilft allerdings zuweilen nicht mal ein Wörterbuch.